Aus dendrochronologischen Untersuchungen geht hervor, dass das Holz für das Wohnhaus im Winter 1799/1800 geschlagen wurde. Es ist davon auszugehen, dass zu dieser Zeit Johann Gottfried Günther (1758-1813) das Haus baute. Von seiner Ehefrau Johanna Rosina geb. Kürth (1765-1846) existiert noch eine Truhe mit den Initialen „JRG“ und dem Jahr 1795 – vermutlich das Hochzeitsjahr. Ob dieses Haus jedoch das früheste Gebäude war, ist nicht klar. Der Name Günther ist in Polenz seit dem 17. Jahrhundert dokumentiert, und da der Hof sich in direkter Nähe zur Kirche befand, ist es wahrscheinlich, dass jemand auch in früheren Jahrhunderten an dieser Stelle wohnte.
Ein Sohn von Johann Gottfried Günther, der ebenfalls Johann Gottfried hieß und von 1806 bis 1867 lebte, ererbte die Hälfte des Grundstücks im Jahre 1815 und kaufte 1828 die andere Hälfte von seiner Mutter. Er wird in einem Dokument von 1834 als Pferdner erwähnt, d.h. er hielt mindestens zwei Pferde zur Bestellung seines Ackers. Er hatte damals neben seiner Ehefrau Johanna Sophia, geb. Teich (1806-79), zwei Kinder, einen Knecht (21 Jahre alt) und eine 23-jährige Magd. In den Jahren 1865-66 verkaufte er sein Pferdnergut an seinen zweitältesten Sohn Heinrich Wilhelm Günther (1834-1911). Dieser ist wahrscheinlich auf einem Foto von ca. 1910 mit seiner zweiten Ehefrau, seinen beiden Söhnen und vier Enkelkindern vor dem Auszugshaus zu sehen, wo er zu dieser Zeit vermutlich wohnte.
Einer der beiden Söhne, Otto Günther (1874-1938), hatte wohl den Hof bereits übernommen und sitzt auf einem anderen Foto aus etwa der gleichen Zeit vor dem Wohnhaus mit vier Kindern und seiner Frau Liddy (1875-?).
Dass es den Großbauern von Polenz zu dieser Zeit relativ gut ging, lässt sich unter anderem an der Tatsache erkennen, dass die Scheune im Jahre 1906 um eine Etage erhöht wurde.
Auf einem anderen Foto von ca. 1910 erkennt man, dass das Wohnhaus bereits eine Erweiterung mit Flachdach erfahren hatte.
Ottos Sohn Martin Günther (1901-1983) kaufte den Hof im Jahre 1931 und bestellte dabei eine Hypothek von 6000 Reichsmark für seinen Bruder Fritz, der als Soldat diente. Otto und Liddy zogen nicht ins Auszugshaus, sondern in ein Haus in der heutigen Parkstraße.
An Martin Günther erinnern sich noch viele Polenzer. Er trat etwa 1959 in die LPG „Einigkeit“ ein, nach der die Straße heute benannt ist. Sein einziger Sohn Andreas ging zu dieser Zeit nach Westdeutschland.
Der Hof erlitt mehrere Schäden, z.B. weil das Fundament der Ostgiebel der Scheune durch das Traufwasser der benachbarten „Müllers Scheune“ (inzwischen Feuerwehrgebäude) geschwächt wurde, was einen großen Riss in der Wand verursachte. Der Niedergang des Hofes setzte sich nach dem Tod Martin Günthers (1983), seiner Witwe Margarete (1989) und ihrer einzigen Tochter Sigrid (1991) fort.
Schließlich kam es 2003 zur Zwangsversteigerung. Der Hof, der zu diesem Zeitpunkt schon unter Denkmalschutz stand aber sich in einem desolaten Zustand befand, wurde von dem Ehepaar Adam Jones und Mariko Mitsuyu erworben. Im folgenden Jahr fingen sie unter der Bauleitung von Jens Spielvogel mit der denkmalpflegerischen Sanierung an – eine Aufgabe, die sich mangels finanzieller Förderung bis in die Gegenwart fortsetzt. Sobald es möglich wurde, wurden kulturelle Höhepunkte veranstaltet: Ein „Musikalisches Hoffest“ fand erstmals 2005 statt, das erste Hauskonzert 2007 (kurz vor dem Einzug des Ehepaares in das Wohnhaus), die erste Ausstellung sowie das erste „Polenzer Konzert“ 2008.