Unsere Ausstellung „LandKultur“ wird erweitert
Mit Hilfe eines Preises aus dem simul+Mitmachfonds des Sächsischen Staatsministeriums für Regionale Entwicklung will unser Verein im kommenden Jahr seine Dauerausstellung erweitern.
Von 2019 bis 2021 führte der Verein mit einer Förderung aus dem LandKultur-Programm der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BULE) ein Projekt unter dem Titel „Multifunktionales Kultur- und Bildungszentrum auf dem Lande“ durch. Zu den Ergebnissen gehören eine an Schulklassen und andere Interessierte adressierte Dauerausstellung über „Arbeit und Leben auf dem Lande“ (800 Objekte mit Datenbank) sowie eine Ausstellung über die Geschichte des Dorfes.
Um die vorhandenen Dauerausstellungen in einem Kontext zu sehen, der auch - aber nicht nur - für die Dorfbevölkerung Sinn macht, ist es erforderlich, etwas Allgemeines zur Geschichte der Landwirtschaft und der Nahrungssicherheit zu erzählen. „Allgemein“ heißt hier zunächst aus globalhistorischer Perspektive - aber nicht, indem man die gesamte Geschichte des Neolithikums, der Agrarrevolution und der Kapitalintensivierung in allen Weltteilen erzählt. Vielmehr wollen wir die in manchen Geschichtsbüchern zu einseitig hervortretende nationale Fokussierung vermeiden und den Blick auf die - nicht zuletzt im Ukraine-Krieg deutlich gewordenen - transnationalen Verflechtungen und globalen Asymmetrien in der Nahrungsversorgung richten. Andererseits werden wir uns an die Geschichte der Landwirtschaft aus einem lokalen Blickwinkel herannähern - teilweise in Bezug auf das Dorf Polenz und teilweise auf das Muldental insgesamt.
Wenn wir uns heute in Sachsen mit den Folgen des aus dem Braunkohleausstieg hervorgehenden Strukturwandels beschäftigen, lohnt sich ein Blick auf Strukturwandel in der Landwirtschaft, die sich in den letzten zwei Jahrhunderten in Sachsen vollzogen haben. In den Archiven und alten Zeitungen befinden sich Dokumente
- zur Feudalablösung der 1830er Jahren,
- zur Bodenreform von 1945 mit anschließender Kollektivierung der Landwirtschaft
in den 1950er-1960er Jahren und - zur Re-Privatisierung in den 1990er Jahren.
Einige der älteren Dorfbewohner*innen haben als Kinder die Kollektivierung der Landwirtschaft und die Gründung der LPGs miterlebt; viele haben die Reprivatisierung und Kapitalisierung der Landwirtschaft in den 1990er Jahren gesehen. Durch Kooperation mit den Schulen der Region sollen Schüler und Schülerinnen dazu motiviert werden, mit solchen Personen Interviews zu durchführen, von denen wir im Idealfall Auszüge auf Video in der Ausstellung zeigen werden.
Zur Visualisierung eignen sich Plakate und Broschüren, die das Ziel hatten, während des Strukturwandels die Haltung der Bevölkerung zur Landwirtschaft zu beeinflussen. Neben Originalplakaten im Besitz des Vereins werden wir Material im Internet, in alten Zeitungsbeständen und durch Kontakte zu Museen suchen.
Der Verein hofft, zum Tag des offenen Denkmals (10. September 2023) die neue Ausstellung erstmals zeigen zu können.